Sonntag, 26. September 2010

l i s t e n

Sie hatte es irgendwann verlernt. Es war in Vergangenheit geraten und dann zum Vergessen geleitet worden. Dabei konnte sie es früher wirklich gut. Sie hatte kein besonderes Talent darin, den Menschen zuzuhören, sie machte es einfach. Sie hatte Interesse, heuchelte es nicht mit einem Lächeln und oftmaligen Nicken vor, sondern spürte die Geschichten. Die Ängste ware in dem Moment fühlbar, als sie aus dem Gegenüber sprudelten, machten den Raum düster. Und anstatt von ihrem Wissen, ihren Erlebnissen und Erfahrungen zu berichten, half sie so, wie sie es am Besten konnte. Sie schwieg, sah dem Gegenüber tief in die Augen und hörte zu. Ohne jemals die Geschichten oder Erfahrungen, Gefühle, Wege oder Entscheidungen in Frage zu stellen. 
Sie hatte es irgendwann verlernt, hatte gelernt zu sprechen, ihre Scheu abzulegen. Sie wollte selbst endlich gehört werden und begann zu erzählen. Und vergaß dabei Wort für Wort zuzuhören. Sie überschwappte Leute mit Worten, erzählte farbenfrohe Geschichten und hauchte süßsäuerliche Lügen und Übertreibungen. Dabei blieb sie die Selbe. 
Nach einigen Jahren hatte sie es verlernt. Es war in Vergangenheit geraten und dann zum Vergessen geleitet worden. Dabei konnte sie es früher wirklich gut. Manchmal ertappt sie sich dabei anderen den Vorwurf zu machen ihr nicht zuzuhören. Sie wundert sich und fragt sich wieso Menschen so laut geworden sind, wieso sie so wenig von anderen weiß.  Und sie begann zu verstehen, lernte wieder Wort zu Wort zu hören. Z
uzuhören und zu verstehen, zuzulassen und zu akzeptieren. Lernte zu kommunizieren ohne ungehört zu sein.

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